Nie wieder! – Digitales Gedenken an die Reichspogromnacht

15.11.2024 – von Lorenz Michael Hahn
‘Online’ Frau Diehl (rechts) im Gespräch mit Ruth Melcer.

Vor 86 Jahren begann mit der Reichspogromnacht die systematische Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland. Zur Erinnerung an den Holocaust, dem über sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens zum Opfer fielen, fand sich eine Ausbildungsklasse der Don Bosco Berufsschule mit über 4000 Schülerinnen und Schülern bundesweit zusammen, um online der Zeitzeugin Ruth Melcer zu lauschen, aber auch um eigene Fragen zu stellen. Organisiert von der Friedrich-Ebert-Stiftung, in Kooperation mit dem Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie, dem NS-Dokumentationszentrum München, der Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München, der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz sowie der Stiftung Demokratie Saarland ergab sich die Gelegenheit, über eine Stunde hinweg das Leben und das erlittene Leid der inzwischen 89-jährigen Zeitzeugin nachzuvollziehen.

Ryta (später: Ruth) Melcer, geb. Cukierman, wurde 1935 im polnischen Tomaszów Mazowiecki, einer Kleinstadt nahe Lodz geboren. Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht 1939 erlebt die Familie vielfältige Repressalien, bis sie 1942 in ein Ghetto gezwungen wurden, verbunden mit täglicher Zwangsarbeit in einem Lager. 1944 wurde die Familie nach Auschwitz deportiert, Ruth – von ihrer Familie als Zwölfjährige und damit als “arbeitsfähig” ausgegeben – kam mit ihrer Mutter nach Birkenau. Ihr jüngerer Bruder wurde vor der Deportation zusammen mit anderen Kleinkindern ermordet. Ruth überlebte das Konzentrationslager nur, weil eine Blockälteste sie vor dem Arzt Josef Mengele und seinen grausamen Menschenversuchen versteckt hatte. Ruth Melcer war neun Jahre alt, als sie die Befreiung im KZ Auschwitz erlebte. Wie durch ein Wunder fand sie später sogar Mutter und Vater wieder.

Die Schülerinnen und Schüler bewegten die Erzählungen von Ruth Melcer, ihr sinnloses Leid als junges Mädchen und der frühe Tod ihres kleinen Bruders. “Nie wieder” und “Wehret den Anfängen” wurden durch die Begegnung mit Ruth Melcer für die Schülerinnen und Schüler “mit Leben gefüllt”. Ein Zeichen für demokratisches und menschenwürdiges Handeln wurde mit dieser Veranstaltung für die jungen Menschen von heute gesetzt.

Von: Klasse Fachlageristen 10 b und Lehrer Hans-Walter Kranert (Don Bosco Berufsschule)

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