Worin besteht die Herausforderung, sich mit eigenen Geschichten filmen zu lassen? Da gibt es die Angst vor Bewertung und Kritik oder das Gefühl, das Private zu verlieren. Oder es ist wie bei Salinger’s “Fänger im Roggen” wo der Protagonist ein starkes Unbehagen in sozialen Situationen und gegenüber gesellschaftlichen Erwartungen empfindet. Gefilmt zu werden, kann im “worst case” das Gefühl der Unzulänglichkeit und des Unbehagens verstärken. Es ging beim Filmen um mehr als nur “Fingerübungen” junger Filmemacher, im “Drehbuch” des Projektunterrichts steht die Herausforderung, sich mit sich selbst auseinander zu setzen. “Ganz schön mutig” findet Michael Ebert, der Klassenlehrer, und arbeitet am “best case”, nämlich die Ermutigung junger Menschen.
Die Schülerinnen und Schüler der Don Bosco Berufsschule hatten Glück: Einfühlsam begleitet von der Regisseurin und Filmemacherin Susanne Quester stellten sie sich ihrer Challenge. Über drei Monate entstanden kleine filmische Portraits, zum Beispiel über das Leben mit Autismus oder bei Tagesprojekten #Minuten für die Zukunft um die Klimakatastrophen weltweit. Hilfreich waren strukturierte Einstiege durch Filme und PowerPoint-Präsentationen von Frau Quester, festgelegte Abfolgen wie Planung einer Filmsequenz, das Filmen und Schneiden mit dem Handy, auf dem Tablet oder Notebook und schließlich das gemeinsame Anschauen, Reflektieren und Überarbeiten. Gefördert wurde diese Form der Jugendkulturarbeit in der Schule von der Neumayer-Stiftung. Wichtig: Es gab es keinen Erfolgsdruck und vor allem genügend Zeit, sich Schritt für Schritt dem Genre Dokumentarfilm anzunähern. Heraus kam “Öffentliches” am Tag der offenen Tür der Schule und “Privates” – gerade so, wie es die jungen Menschen für sich und ihre Werke festgelegt haben.
Von: Harald Ebert (für die Don Bosco Berufsschule)